Die Fördermittellandschaft in Deutschland ist äußerst komplex und für viele nur schwer zu durchschauen. Es existiert eine Vielzahl an Programmen, die jedoch häufig unterschiedliche Voraussetzungen und Bedingungen mit sich bringen. Ohne professionelle Unterstützung oder umfassende Recherche fällt es oft schwer, die passenden Fördermittel zu finden und erfolgreich zu beantragen. Steuer-Berater.de hat hierzu mit Marius Ehrlinger gesprochen. Er ist Jurist, Gründer und CEO von Pagestreet, einem Unternehmen, das sich unter anderem auf die Fördermmittelberatung spezialisiert hat. Er und sein Team sind begeistert von den innovativen, mutigen und in jeder Hinsicht förderwürdigen Ideen ihrer Kunden.

Über unseren Experten
Marius Ehrlinger ist Gründer und Geschäftsführer von Pagestreet, einem international agierenden Unternehmen mit Sitz in Berlin, das sich auf die Fördermittel- und Energieberatung (F&E) spezialisiert hat. Mit über 12 Jahren Erfahrung spielt Pagestreet eine entscheidende Rolle in der Beratung rund um die Fördermittelvergabe.
Herr Ehrlinger, wie erklären Sie jemanden, der sich noch nie mit Fördermitteln beschäftigt hat, worum es dabei geht und warum es auch für kleine und mittlere Unternehmen wichtig sein kann, sich mit dem Thema zu beschäftigen?
Die Beschäftigung mit Fördermitteln lohnt sich auf jeden Fall, da sie neben Einnahmen aus dem Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen, Bestandskundeneinnahmen oder Immobilien eine eigenständige Kapitalsäule darstellen können. Diese erfordert nur vergleichsweise wenig Zeitaufwand und bietet dennoch einen hohen Nutzen. Der sogenannte Return on Investment (RoI) ist hierbei besonders attraktiv: Mit einem Einsatz von etwa zehn Stunden Arbeit können Unternehmen Fördergelder von 50.000 bis hin zu mehreren Millionen Euro erhalten – insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung ist das Potenzial enorm.
Ein Großteil der europäischen Unternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen – haben diese denn überhaupt echte Chancen, Fördermittel abzugreifen?
Natürlich, auch KMUs haben teilweise hohe Returns und gerade die kleineren Unternehmen profitieren enorm von den Fördermitteln. Aber ohne Hilfe muss man sich da schon ziemlich durchkämpfen, die Anforderungen verstehen, alles genau ausarbeiten – im Finanzbereich genauso wie im inhaltlichen Bereich. Die Vorbereitung, Dokumentation und Archivierung von Fördermittelanträgen erfordert einen erheblichen Zeitaufwand, besonders wenn man versucht, alles allein zu bewältigen. Diese Zeit fehlt dann oft für das Kerngeschäft. Zudem geht es bei Fördermitteln um beträchtliche Summen, und die Gefahr, Fehler zu machen, ist hoch. Arbeiten Sie jedoch mit Profis zusammen, maximieren Sie in der Regel Ihre Ergebnisse. Ein Experte kennt die legalen Grenzen. Durch die Erfahrung und das Wissen um hilfreiche Tipps und Tricks steigen die Chancen auf eine erfolgreiche Fördermittelbewilligung erheblich.

Ablauf & Kosten einer Fördermittelberatung
EU-Fördermittel können entscheidend dabei helfen, Innovationsprojekte oder Wachstumspläne zu realisieren – doch die Auswahl und Beantragung sind oft komplex. Erfahren Sie, wie eine Fördermittelberatung den Prozess vereinfacht und Sie gezielt unterstützt.
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Welche Bedeutung haben EU-Fördermittel, insbesondere im Hinblick auf die Förderung von Forschung und Entwicklung über nationale Grenzen hinweg?
Die Förderung von Forschung und Entwicklung ist in der EU für kleinere Unternehmen leider noch stark unterentwickelt. Es gestaltet sich schwierig, Fördermittel zu erhalten, wenn man nicht zu den großen Akteuren gehört. Natürlich gibt es entsprechende Programme wie Horizon Europe oder den EIC Accelerator, die auch Start-ups sowie kleinen und mittleren Unternehmen eine Möglichkeit bieten. Aber die Aussicht auf eine Zusage ist nicht sehr hoch. Es sei denn, man hat eine bahnbrechende Idee, so ein richtiges Gamechangerprojekt oder ist ein Meister in einem sehr speziellen Bereich – dann kann man sich durchaus nach anspruchsvollen europäischen Fördermitteln umsehen. Das Problem liegt darin, dass Bewerbungen aus ganz Europa eingehen und bestimmte Quoten erfüllt werden müssen. Dabei wird darauf geachtet, dass auch Bewerbungen aus anderen Ländern zum Zug kommen. Im Energiesektor sieht die Situation etwas anders aus, doch auch hier scheinen vor allem große Unternehmen bevorzugt zu werden – insbesondere solche, die innovative Ansätze im Bereich Recycling verfolgen oder erheblich zur Dekarbonisierung beitragen. Im Vergleich dazu bietet die deutsche Fördermittellandschaft, auch auf regionaler Ebene, deutlich mehr Möglichkeiten.
Welche Branchen profitieren derzeit denn besonders stark von Fördermitteln?
Stark gefördert wird alles, was mit dem Medizin- und Pharmasektor zu tun hat. Chemie, Bau und Energie, Maschinenbau, Deep Tec, echte Entwicklungen im AI-Bereich, spannende neue Grundlagenforschung – es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten für spannende Projekte, darunter auch regionale Förderprogramme, die speziell wirtschaftlich schwächer entwickelte Gebiete unterstützen. Was allerdings rückläufig ist, sind die Fördermittel im Bereich Digitalisierung.
Welche typischen Fehler machen Unternehmen bei der Beantragung von Fördermitteln?
Das größte Problem besteht oft darin, überhaupt zu verstehen, ob man förderberechtigt ist oder nicht. Viele Unternehmen wissen dies über Jahre hinweg nicht oder setzen sich gar nicht erst damit auseinander – und verpassen dadurch erhebliche finanzielle Möglichkeiten, die in die Entwicklung ihrer Projekte fließen könnten. Häufig werden auch ungeeignete Programme ausgewählt. Ohne die Unterstützung eines Beratungsunternehmens kommt es zudem oft vor, dass man den Prozess frustriert auf halbem Weg abbricht. Es ist nicht einfach, die Fragen, die gestellt werden, zu beantworten. Vor allem, wenn man nicht weiß, worauf sie abzielen. Denn natürlich sollen die Unternehmen dadurch getestet werden, ob das, was sie da machen, auch wirklich das ist, was gefördert werden soll. Man muss die Intention der Fördermittelgeber verstehen und wissen, was gegeben sein muss, um gefördert zu werden. Und natürlich braucht es eine strukturierte Planung. Wenn Sie mit einem erfahrenen Coach durch den Prozess gehen, dann ist das wie in einem Fitnessstudio, in dem der Trainer selbst trainiert, der Kunde aber die Muskeln bekommt.
Wie lange dauert es denn in der Regel von der „Anmeldung im Fitnessstudio“ bis zum „Sixpack“, oder eben von der Antragstellung bis zur Auszahlung der Mittel?
Im Energiebereich geht das relativ schnell. Hier können Sie mit wenigen Tagen für die Beantragung rechnen und mit einer Auszahlung bereits nach einigen Wochen. Dabei handelt es sich aber auch meist um kleinere Summen von ein paar tausend Euro. Im Bereich Forschung und Entwicklung kann es bis zur kompletten Auszahlung schon vier bis sechs Monate dauern, je nachdem, wie gut der Kunde auch zuarbeitet.
Interessant ist, dass Fördermittel je nach Programm unterschiedliche Anforderungen an den Projektstatus stellen. So gibt es bei der BAFA beispielsweise genaue Vorgaben dazu, wie weit ein Projekt bereits fortgeschritten sein darf – oft müssen Fördermittel sogar vor Projektbeginn beantragt werden. Bei der Forschungszulage hingegen funktioniert es genau umgekehrt: Hier können Anträge rückwirkend gestellt werden, in Deutschland sogar bis zu drei Jahre. Das Projekt darf bereits abgeschlossen, es darf sogar gescheitert sein – denn was wäre das denn für eine Forschungsförderung, wenn man sagt: Du bekommst kein Geld, wenn es nicht klappt. Das Ziel ist es ja, Risikobereitschaft im Land aufzubauen, denn je mehr innovative Unternehmen ein Land hat, desto wettbewerbsfähiger ist es natürlich auf dem europäischen und globalen Markt.
Wie geht man denn am besten damit um, wenn Fördermittel nicht bewilligt werden?
Die Entscheidung, Widerspruch einzulegen, sollte gut überlegt sein, da der Prozess oft sehr juristisch geprägt und ohne professionelle Unterstützung nur schwer zu bewältigen ist. Wir jedoch gehen regelmäßig in den Widerspruch und arbeiten uns tief in Themen ein, von deren Potenzial wir überzeugt sind. Häufig kommen Kunden zu uns, deren selbst gestellter Antrag abgelehnt wurde – oft schlicht, weil der Prüfer nicht alle relevanten Informationen erhalten hat. Durch unsere Expertise und gezielte Nacharbeit können wir etwa 65 Prozent der Widerspruchsverfahren erfolgreich für unsere Kunden entscheiden.

Förderungen von BAFA, KfW und der EU helfen Unternehmen, Innovationen und Wachstum voranzutreiben – doch die richtige Auswahl und Antragstellung erfordern Know-how. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Chancen auf Förderung erhöhen.
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Wirken sich denn die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen auf die Verfügbarkeit von Fördermitteln aus?
Im Energiebereich auf jeden Fall, im Bereich Forschung und Entwicklung ist die Tendenz eher zur stärkeren Förderung. Allein mit dem Wachstumschancengleichheitsgesetz wurde die Forschungszulage nachhaltig verbessert, die Konditionen wurden gepusht. Im weltweiten Vergleich befinden wir uns hier auf einer Top-Position.
Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um sich über Fördermittel zu informieren und diese zu beantragen?
Der allerbeste Zeitpunkt, sich damit auseinanderzusetzen, ist bei der Planung eines risikobehafteten Projekts. Denn man muss ja bedenken: Bei einem Projekt im Bereich Forschung kann man bei 80.000 Euro Ausgaben fast 30.000 Euro an Fördermitteln erhalten.
Für kleine Unternehmen ist es daher besonders sinnvoll, Fördermittel bereits zu Beginn eines Projekts zu beantragen, um sicherzustellen, dass die Finanzierung nicht ins Stocken gerät – schließlich fallen Kosten wie Gehälter, externe Dienstleistungen und andere Ausgaben an. Doch auch wenn Investoren beteiligt sind, kann sich eine Förderung lohnen, da selbst Investorengelder bezuschusst werden können. Ist ein Projekt profitabel und müssen Gewinne versteuert werden, wirkt die Forschungszulage beispielsweise wie eine Steuervergünstigung, was die finanzielle Attraktivität zusätzlich erhöht. Nehmen wir an, Sie müssten 200.000 Euro Steuer zahlen und bekommen 100.000 Euro Forschungszulage, dann müssen Sie schließlich nur noch 100.000 Euro versteuern. Macht das Unternehmen keine Gewinne, dann hat es von solchen Steuervergünstigungen natürlich nichts und in dem Fall wird das Geld ausgezahlt. So hilft es denjenigen, die nicht so profitabel sind, fast noch mehr – denn damit kann das Projekt verwirklicht werden.
Gibt es bestimmte Voraussetzungen, die ein Unternehmen auf jeden Fall mitbringen muss, um von Fördermitteln profitieren zu können?
Es kommt hier auch auf das Fördermittel an, aber eigentlich sind es nicht viele. Bei manchen Fördertöpfen kann sogar ein Einzelunternehmer eine Förderung beantragen oder eine GmbH oder Aktiengesellschaft. Andere Programme hingegen setzen voraus, dass es sich um ein mittelständisches Unternehmen handelt, das eine bestimmte Anzahl an Mitarbeitern beschäftigt.
Woran erkenne ich Ihrer Meinung nach einen guten Fördermittelberater?
Wenn es um signifikante Geldbeträge geht, dann profitieren Sie von einem richtigen Team, das sich auskennt – Juristen, Steuerberater, Scientific Consultants etc. Am besten achten Sie auf Referenzen, auf mehrere Jahre Erfahrung in der Fördermittellandschaft. Das schärft den Blick für das Wesentliche. Simplicity ist hier das Stichwort: das Wenige, das etwas bringt.
Wo sehen Sie die Trends und Entwicklungen im Fördermittelbereich?
Ich sehe einen Trend in Deutschland hin zu Themen wie AI und Health, aber auch einen sehr großen Trend hin zu Fördermitteln für Spezial- beziehungsweise Individualthemen. Diese Themen können sehr profitabel werden, deshalb versuchen Staaten und Länder Programme ins Leben zu rufen, die hier greifen. Hinzu kommt – aber das ist ein weltweiter Trend, der sich gerade auch verstärkt in Amerika zeigt – die Standortförderung.
Welchen Ratschlag würden Sie einem Unternehmen geben, das sich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigt?
Im Prinzip würde ich es machen, wie man es immer machen sollte: Ich würde zwei Fördermittelberatungsunternehmen miteinander vergleichen, auch ein kostenloses Onboarding mitmachen und mich dann für das bessere Team entscheiden.
Was würden Sie sagen, ist das Faszinierende an Ihrer Arbeit?
Mich faszinieren die Unternehmensthemen. Sie sind oft herausfordernd und zugleich mutig. Es ist beeindruckend, was Menschen sich zutrauen, was sie planen und umsetzen – und was bereits, auch mit Unterstützung von Fördermitteln, geschaffen wurde. Ich habe davor großen Respekt und finde das sehr spannend. Denn manche Unternehmer wagen Dinge, die noch niemand zuvor versucht oder geschafft hat, und bringen Technologien auf den Markt, die unsere Zukunft positiv beeinflussen können.