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Fördermittelberatung

Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum: EU-Förderprogramme für die Entwicklung ländlicher Regionen

Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 30. Januar 2025
Lesedauer: 17 Minuten
© Scharfsinn86 // istockphoto.com

Die ländlichen Regionen Europas sehen sich einer Reihe von Herausforderungen gegenüber – von der Abwanderung der Bevölkerung über den wirtschaftlichen Strukturwandel bis hin zu einer unzureichenden Infrastruktur. Dennoch bieten diese Gebiete auch ein enormes Potenzial, innovative und nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Um diese Regionen zu stärken und ihre Lebensqualität sowie die Bewahrung ihrer natürlichen Ressourcen zu fördern, stellt die Europäische Union gezielte Förderprogramme bereit. Diese Programme unterstützen Projekte, die auf eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung der ländlichen Räume abzielen.

Alles auf einen Blick:

  • Ländliche Räume zeichnen sich unter anderem besonders stark durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft sowie eine geringe Bevölkerungsdichte im Vergleich zu urbanen Gegenden aus. 
  • EU-Förderungen zielen darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern und wirtschaftliche Ungleichheiten abzubauen.
  • In Deutschland ist das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hauptsächlich für die Förderprogramme im Bereich ländlicher Regionen verantwortlich. 
  • Zu den zentralen EU-Förderprogrammen für ländliche Regionen gehören ELER, LEADER, ELR und GAK.
  • Zu den möglichen Zuwendungsempfängern zählen Landwirte, Gemeinde und Organisationen.

Was versteht man unter ländlichem Raum?

Ländliche Räume sind durch unterschiedliche Merkmale gekennzeichnet, dazu gehören unter anderem: 

  • geringe Bevölkerungsdichte 
  • begrenzte Infrastruktur
  • höherer Anteil an Ein- und Mehrfamilienhäuser 
  • größerer Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen 
  • weite Flächen für Forst- und Landwirtschaft 

Diese Gebiete spielen eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und im Umweltschutz. Obwohl sie teils mit Herausforderungen wie Abwanderung, wirtschaftlicher Stagnation und einer schwachen Infrastruktur zu kämpfen haben, bieten sie gleichzeitig ein enormes Potenzial für nachhaltige Entwicklung sowie Modernisierung in verschiedenen Bereichen wie erneuerbare Energien oder Digitalisierung.

Warum ist die Förderung ländlicher Regionen wichtig?

Die Förderung ländlicher Regionen ist deshalb von großer Bedeutung, um strukturelle Ungleichheiten zu beseitigen und die Attraktivität sowie die Lebensqualität dieser Gebiete langfristig zu optimieren. Ohne entsprechende Förderungen und Zuschüsse können wirtschaftlicher Stillstand, Abwanderung und der Verlust wertvoller ökologischer und kultureller Ressourcen die Folge sein. Ländliche Regionen sind entscheidend für die Stabilität Europas, da sie eine entscheidende Rolle bei der Nahrungsmittelproduktion, dem Umweltschutz und dem Erhalt kultureller Vielfalt spielen.

Wie können ländliche Gemeinden durch Initiativen gestärkt werden?

InitiativeMaßnahmen
wirtschaftliche Impulse
  • Förderung des lokalen Tourismus durch kulturelle Veranstaltungen
  • Schaffung von Arbeitsplätzen in kreativen Branchen und im Veranstaltungsmanagement
Steigerung der Attraktivität ländlicher Regionen
  • Entwicklung von Kulturangeboten macht ländliche Gebiete für Bewohner und Touristen interessanter
  • Restaurierung und Umnutzung historischer und ländlicher Gebäude 
Bewahrung des kulturellen Erbes
  • Unterstützung von traditioneller Handwerkskunst und Bräuche
  • Förderung der regionalen Identität durch Ausstellungen oder Museen
  • Projekte zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie Kampagnen zu Klima- und Ressourcenschutz
Förderung von Bildung und Kreativität
  • Etablierung von Kunst- und Musikworkshops für alle Altersgruppen
  • Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendeinrichtungen zur Förderung kultureller Bildung
  • Einbeziehung in lokale Planungs- und Entwicklungsprojekte sowie die Einrichtung von Jugendbeiräten oder Jugendforen 
Verbesserung der Lebensqualität
  • vielfältige Freizeitangebote tragen zur Zufriedenheit der Bewohner bei
  • Integration kultureller Initiativen in den Alltag erhöht das Wohlbefinden
Förderung der Gemeinschaft und des sozialen Zusammenhalts
  • Veranstaltungen wie lokale Feste, Konzerte oder Theateraufführungen stärken das Gemeinschaftsgefühl
  • Begegnungsräume oder Gemeinschaftseinrichtungen zum Beispiel im Ortskern schaffen, um verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammenzubringen
attraktive Bedingungen zum Wohnen und Leben
  • durch die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum, verbesserte Verkehrsanbindungen und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird das Leben in ländlichen Regionen attraktiver gestaltet
Förderung von Unternehmertum
  • Unterstützung junger Menschen durch Startkapital, Mentorenprogramme und die Schaffung von Co-Working-Spaces und Netzwerken


Welche EU-Förderprogramme gibt es speziell für ländliche Regionen?

Die EU-Förderprogramme setzen sich neben der Unterstützung der regionalen Landwirtschaft auch gezielt mit Themen wie der Förderung von smarten Technologien, Verbesserung der Lebensqualität und dem Schutz natürlicher Ressourcen auseinander. In der Regel trägt das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Verantwortung, wenn es um die Entwicklung sowie Förderung von ländlichen Regionen geht. 

 Zu den relevantesten Programmen zählen: 

ProgrammFörderschwerpunkte
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)
  • Hauptinstrument zur Förderung der ländlichen Entwicklung
  • Ziele: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft, nachhaltige Ressourcennutzung und Stärkung ländlicher Gemeinden
LEADER-Programm/
  • setzt auf einen Bottom-up-Ansatz für lokale Entwicklungsstrategien
  • unterstützt Projekte, die von lokalen Aktionsgruppen (LAG) initiiert und verwaltet werden
Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK)
  • zentrales nationales Förderinstrument Deutschlands
  • fördert Agrarstrukturmaßnahmen, Küstenschutz und die Entwicklung der ländlichen Infrastruktur
Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI)
  • unterstützt innovative Projekte, die die Produktivität, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft vorantreiben
Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR)
  • ELR ist ein länderbezogenes Förderprogramm
  • wird von den einzelnen Bundesländern durchgeführt, ein Beispiel ist hierfür das ELR von Baden-Württemberg
  • Ziel: Optimierung des Umweltschutzes, der Wirtschaft, der Infrastruktur sowie der Daseinsvorsorge
  • Beispiel: Wohn- oder Arbeitsraum schaffen, durch Umnutzung von vorhandener Bausubstanz
Wussten Sie schon?:
Der Bottom-up-Ansatz setzt auf die aktive Beteiligung lokaler Akteure und Gemeinschaften bei der Planung und Umsetzung von Projekten. Statt zentraler Vorgaben stehen die spezifischen Bedürfnisse und Potenziale der Region im Fokus. Das stärkt die Eigenverantwortung, fördert innovative Lösungen und sorgt für eine höhere Akzeptanz der Maßnahmen. Besonders in Entwicklungsprogrammen wie LEADER ist der Bottom-up-Ansatz ein zentraler Bestandteil der Förderung. 

Wer kann EU-Förderungen für ländliche Regionen beantragen?

Die Entwicklungsprogramme der EU für ländliche Regionen richten sich an verschiedene Antragsteller und werden in der Regel von den zuständigen Regierungspräsidien verwaltet. Zu den potenziellen Zuwendungsempfänger gehören:

  • Gemeinden, Gemeinschaftseinrichtungen und Gemeindeverbände: Innenentwicklung, Daseinsvorsorge, Tourismusförderung, lokale Wirtschaft
  • natürliche Personen und Personengesellschaften: Landwirte, Forstwirte, Unternehmer, Privatpersonen, Familien für landwirtschaftliche Investitionen, Arbeitsplatzschaffung
  • juristische Personen: Unternehmen, Genossenschaften, Vereine, Stiftungen für Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe, Forschung, Kultur
  • regionale und lokale Aktionsgruppen (LAG): Zuwendungsfähige Projekte nach dem LEADER-Ansatz mit Bottom-up-Strategien
  • Forschungsinstitute und Universitäten: Forschungen zu Themen wie Klimawandel, Digitalisierung, nachhaltige Entwicklung

Welche Ziele verfolgen die EU-Programme für ländliche Entwicklung?

  • wirtschaftliche Stärkung: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Land- und Forstwirtschaft, Förderung regionaler Unternehmen und Schaffung neuer Arbeitsplätze
  • bessere Lebensqualität: Ausbau von Infrastruktur und Dienstleistungen, Modernisierung öffentlicher Einrichtungen und des Ortskerns, Förderung smarter Technologien
  • Nachhaltigkeit und Klimaschutz: Schutz natürlicher Ressourcen wie der Agrarstruktur, Förderung erneuerbarer Energien und Unterstützung klimaresistenter Wirtschaftsweisen
  • Bildung und Innovation: Einführung moderner Technologien, Unterstützung von Forschung und Entwicklung sowie Verbreitung innovativer Ansätze
  • soziale Integration: Einbindung aller Bevölkerungsgruppen, Förderung des sozialen Zusammenhalts und Verringerung von Ungleichheiten
  • Umweltschutz: Entwicklungsprogramme für Umweltschutz bewahren die Biodiversität, stellen Lebensräume wieder her und erhalten die ökologische Vielfalt
  • Abwanderung entgegenwirken: Innenentwicklung stärken, um attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen, mit dem Ziel junge Menschen und Fachkräfte in ländlichen Regionen zu halten

Welche Förderschwerpunkte setzen die EU-Förderungen in den Bereichen Landwirtschaft und Umwelt?

FörderschwerpunktMaßnahmen/Inhalte
nachhaltige Landwirtschaft und Tierschutz
  • Förderung biologischer Anbaumethoden
  • Erhalt der Bodenfruchtbarkeit
  • Maßnahmen für mehr Tierwohl
  • Verbesserung der Lebensmittelqualität und -sicherheit
Schutz natürlicher Ressourcen und Ökosysteme
  • Erhalt von Wasserressourcen Förderung der Biodiversität
  • Schutz und nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern
  • Wiederherstellung und Erhaltung von Agrarstruktur und Ökosystemen 
Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel
  • Einsatz erneuerbarer Energien
  • Einführung klimaresistenter Anbaumethoden
  • Förderung der Energieeffizienz und des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft
Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft
  • Reduzierung von Lebensmittelverschwendung
  • Förderung geschlossener Stoffkreisläufe
Innovationen und Digitalisierung in der Landwirtschaft
  • Einführung von Smart Farming
  • Digitalisierung landwirtschaftlicher Prozesse
  • Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien (z.B. „EIP Agri“)
Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft
  • Steigerung der Produktivität und Effizienz
  • Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung
  • Umweltfreundliche Anbaumethoden
Umwelt- und ländliche Entwicklung
  • Verknüpfung von Natur- und Klimaschutz mit wirtschaftlichem Fortschritt
  • Förderung einer umweltfreundlichen Landwirtschaft

Wie können ländliche Gebiete auf den Klimawandel vorbereitet werden?

ThemaMaßnahmen
Landwirtschaft
  • biologische Anbaumethoden
  • Tierwohlmaßnahmen
  • klimaresistente Pflanzen
  • Smart Farming
natürliche Ressourcen
  • Schutz von Mooren
  • effiziente Bewässerungssysteme
  • Erosionsschutz
Infrastruktur
  • Anpassung von Straßen und Brücken an extreme Wetterereignisse grüne Mobilitäts- und Hochwasserschutzsysteme
erneuerbare Energien
  • Ausbau von Solar- und Windkraft, um Grundversorgung zu sichern
  • Förderung von Biogasanlagen
  • Senkung des Energieverbrauchs in landwirtschaftlichen Betrieben
Bildung und Bewusstsein
  • Aufklärungskampagnen
  • Schulungsprogramme
  • Workshops zu nachhaltiger Landnutzung und innovativen Technologien


Wie hoch sind die Förderbeträge für ländliche Entwicklungsprojekte?

Die Höhe der Förderbeträge für ländliche Entwicklungsprojekte variiert je nach Förderprogramm und Art des Projekts. Es gibt keine festen Beträge, sondern die Förderung wird individuell festgelegt. Einige Beispiele für Fördermöglichkeiten:

  • ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds): Zuschüsse bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten
  • GAK (Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz): Mindestfördersumme ab 25.000 Euro. Für Beratungsleistungen bis zu 90 Prozent der Kosten
  • LEADER-Programm: bietet ebenfalls einen Zuschuss von 90 Prozent der förderfähigen Kosten, abhängig von Region und Maßnahme
  • EIP-AGRI: fördert Projekte mit 25 bis zu 100 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten 
  • ELR Förderprogramm: Dieses Programm wird von den Bundesländern angeboten und durchgeführt, daher kann der Förderbetrag von Region zu Region variieren. Das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) in Baden-Württemberg bietet je nach Projektart und Region Zuschüsse bis zu 70 Prozent der förderfähigen Ausgaben an. 

Der genaue Fördersatz hängt stark von der Art des Projekts und den spezifischen Programmbedingungen ab. Es ist wichtig, sich detailliert mit den Förderrichtlinien der jeweiligen Programme auseinanderzusetzen.

Welche Voraussetzungen müssen Projekte für eine Förderung erfüllen?

  1. Ziele des Programms: Ihr Projekt muss die Ziele und die Gültigkeit des jeweiligen Förderprogramms unterstützen, um von den zuständigen Regierungspräsidien als zuwendungsfähig zu gelten. 
  2. Nachhaltigkeit und Innovation: Förderfähige Projekte sollten in der Regel stets eine nachhaltige Ausrichtung haben, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Innovation wird oft besonders gefördert, vor allem wenn neue Lösungen erforscht werden.
  3. Antragsberechtigung: Je nach Entwicklungsprogramm sind unterschiedliche Gruppen antragsberechtigt, etwa Gemeinden, Unternehmen oder auch Privatpersonen. Wer sich bewerben kann, hängt vom jeweiligen Förderinstrument ab.
  4. geografische Vorgaben: Oftmals konzentrieren sich Förderungen auf spezifische Regionen, wie ländliche oder strukturschwache Gebiete. Diese räumliche Eingrenzung sollte ebenfalls beachtet werden.
  5. finanzielle Anforderungen: In den meisten Fällen müssen Antragsteller einen eigenen Beitrag zur Finanzierung leisten. Das Programm kann dabei auch Mindest- und Höchstbeträge für die Förderung festlegen. 
  6. Einhaltung des EU-Beihilferechts: Projekte, die eine Beihilfe erhalten, müssen den rechtlichen Anforderungen des EU-Beihilferechts entsprechen.
  7. weitere Vorgaben: Zusätzlich gibt es je nach Programm weitere Anforderungen, wie etwa die Einhaltung von Energiestandards oder die Vorlage konkreter Nutzungskonzepte.


Bevor ein Antrag gestellt wird, ist es wichtig, sich gründlich über die Bedingungen des jeweiligen Entwicklungsprogramms zu informieren. Das können Sie zum Beispiel über das verantwortliche Regierungspräsidium tun. Detaillierte Informationen dazu finden sich zudem in den Programmunterlagen oder bei den zuständigen Stellen, die Beratung anbieten. Arbeiten Sie am besten mit einem entsprechenden Berater, denn dieser kann Ihnen helfen, einen erfolgreichen Antragstellung zu stellen.

UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
“Wenn es um signifikante Geldbeträge geht, dann profitieren Sie von einem richtigen Team, das sich auskennt – Juristen, Steuerberater, Scientific Consultants etc. Am besten achten Sie auf Referenzen, auf mehrere Jahre Erfahrung in der Fördermittellandschaft. Das schärft den Blick für das Wesentliche. Simplicity ist hier das Stichwort: das Wenige, das etwas bringt.”
Marius Ehrlinger – Geschäftsführer und Gründer von Pagestreet


Welche erfolgreichen Projekte wurden bereits im Rahmen der EU-Förderprogramme umgesetzt?

  • LEADER-Programm: Im Werra-Meißner-Kreis wurden dank der LEADER-Förderung zukunftsweisende Projekte umgesetzt, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Ziele harmonisch miteinander verbinden. Einige Beispiele verdeutlichen die Vielfalt der Initiativen:
    • Hof Werragut, Niederdünzebach: Ein innovatives Agroforstsystem wird entwickelt, um klimaresistente Baumarten zu identifizieren. Zusätzlich wurde die Anschaffung eines Einachstraktors sowie die Finanzierung einer Personalstelle für die Projektkoordination ermöglicht.
    • Aufwind, Eschwege: Durch die Einrichtung einer Sandstrahlanlage wird die ressourcenschonende Aufbereitung alter Bauteile vorangetrieben. Das Projekt fördert zudem die Kreislaufwirtschaft, etwa durch die geplante Einrichtung einer Bauteilebörse.
    • Schachtelhalm, Witzenhausen: Eine mobile Bildungseinheit bringt Schülern die Prinzipien nachhaltiger Landwirtschaft näher. Das Projekt stärkt das Bewusstsein für regionale Wertschöpfungsketten und vermittelt praxisnahes Wissen über ökologische Zusammenhänge.
  • EIP-AGRI-Projekt:
    • Hessisches Hanfprojekt:
      Das innovative Projekt zur Förderung des Nutzhanfanbaus ebenfalls im Werra-Meißner-Kreis gewann 2024 den EIP-AGRI Innovation Award. Neun Landwirte entwickelten zusammen mit Partnern neue Produkte wie Hanföl, Superfoods und Backwaren. Dadurch wurde die regionale Wertschöpfungskette gestärkt und nachhaltige Anbaumethoden etabliert, die bis heute weitergeführt werden. Es zeigt, wie Innovation und Zusammenarbeit die Landwirtschaft in ländlichen Regionen transformieren können.
    • Tierwohl Milch-Vieh aus Hessen: Ein weiteres EIP-AGRI-Projekt aus Hessen, das für den Innovationspreis nominiert wurde, fokussiert sich auf zukunftsweisende Konzepte zur Verbesserung des Tierwohls in Milchviehbetrieben. Mit nachhaltigen Verfahren und tiergerechten Technologien wird die Wettbewerbsfähigkeit regionaler Betriebe gestärkt. Dieses Projekt wurde für drei Jahre gefördert.
  • LEADER oder GAK-Programme: Programme wie LEADER fördern digitale Lösungen, die das Leben in ländlichen Regionen erleichtern. Beispiele sind Arzttermine per Video-App, Mitfahrgelegenheiten über smarte Pendler-Apps oder Plattformen zur Vermittlung von Co-Working-Spaces. Auch digitale Tools für Ehrenamt und kulturelle Vernetzung tragen dazu bei, den ländlichen Raum zukunftsfähig zu gestalten.

Welche innovativen Mobilitätskonzepte können die Infrastruktur in ländlichen Räumen verbessern?

Ländliche Gebiete profitieren von flexiblen Lösungen wie Rufbussen und On-Demand-Verkehr, die per App oder telefonisch gebucht und an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Carsharing-Modelle und Ridepooling ermöglichen eine kosteneffiziente, umweltfreundliche Nutzung von Fahrzeugen, während E-Bikes und Lastenräder kurze Strecken nachhaltig abdecken. Zukunftsorientierte Ansätze wie autonome Shuttles verbessern die Anbindung entlegener Orte, und Mikrotransit-Angebote wie Minibusse oder private Mitfahrdienste bieten speziell auf geringe Nutzerzahlen abgestimmte Optionen. Der Ausbau von Ladeinfrastruktur, sichere Radwege und grüne Mobilitätskorridore fördern zusätzlich umweltfreundliche Alternativen und stärken die Lebensqualität in ländlichen Räumen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Beantragung und Umsetzung von EU-Fördermitteln?

HerausforderungBeschreibung
komplexe Antragsverfahren
  • umfangreiche bürokratische Anforderungen und Formulare
  • schwierige Verwaltungsvorschriften und Bedingungenhoher Zeitaufwand für die Erstellung eines förderfähigen Antrags
Ressourcenmangel und Know-how
  • fehlende Fachkenntnisse zur professionellen Antragsausarbeitung
  • personelle Kapazitäten für die Koordination fehlen oft
Konkurrenz um Mittel
  • hoher Wettbewerb durch viele Antragsteller
hohe Anforderungen an Eigenmittel
  • Kofinanzierungspflichten belasten finanzschwache Regionen
  • fehlende Flexibilität bei der Bereitstellung von Eigenmitteln
strenge Einhaltung der Verwaltungsvorschriften
  • komplexe Vorschriften zur Mittelverwendung
  • regelmäßige Berichterstattung verpflichtend
  • Risiko der Rückforderung bei kleinsten Abweichungen
lange Bewilligungszeiten
  • Verzögerungen bei der Bearbeitung von Anträgen
  • erschwerte langfristige Planung durch ungewisse Finanzierung
fehlende Transparenz
  • unklare Bewertungskriterien und Entscheidungsprozesse
  • Schwierigkeiten bei der Suche passender Förderprogramme
Herausforderungen bei der Umsetzung
  • komplizierte Berichterstattung während der Projekt
  • laufzeitschwierige Dokumentation förderfähiger Kosten
  • Koordinationsprobleme bei grenzüberschreitenden Projekten
Mangelnde Unterstützung bei der Antragstellung
  • fehlende Beratungsangebote zu Fördermöglichkeiten
  • Unterschiede in administrativen Kapazitäten zwischen Regionen oder Ländern
Probleme bei der Nachhaltigkeit
  • Schwierigkeit, Projekte langfristig nach der Förderung zu finanzieren
  • Herausforderungen, geforderte Ziele auch nach Projektende zu erreichen

Sie können im Vorfeld die Förderdatenbank nutzen, um herauszufinden, welches Entwicklungsprogramm möglicherweise Ihr Projekt unterstützen kann. 

Wussten Sie schon?
Die Regelung „Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung“ (AGVO) ermöglicht es EU-Ländern, bestimmte Gruppen finanziell zu fördern, ohne den Wettbewerb im Binnenmarkt zu beeinträchtigen. Die AGVO stellt sicher, dass sinnvolle Projekte fair in ganz Europa unterstützt werden. Allerdings müssen die Projekte zuvor bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um als zuwendungsfähig zu gelten. Besonders für regionale Förderprogramme spielt diese Verordnung eine entscheidende Rolle. So wurde beispielsweise das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) des Bundeslandes Baden-Württemberg mit Unterstützung der AGVO ins Leben gerufen. Die aktuelle AGVO gilt bis zum 30. Juni 2027, kann jedoch unter bestimmten Umständen vorzeitig außer Kraft gesetzt werden

Fördermittelberater Marius Ehrlinger

ÜBER UNSEREN EXPERTEN

Marius Ehrlinger ist Gründer und Geschäftsführer von Pagestreet, einem international agierenden Unternehmen mit Sitz in Berlin, das sich auf die Fördermittel- und Energieberatung (F&E) spezialisiert hat. Mit über 12 Jahren Erfahrung spielt Pagestreet eine entscheidende Rolle in der Beratung rund um die Fördermittelvergabe.

» Überblick zu Pagestreet


Diese 5 Dinge sollten Sie beachten 

  1. frühzeitige Planung: Informieren Sie sich rechtzeitig über die spezifischen Förderbedingungen, Fristen und erforderlichen Unterlagen, um Engpässe zu vermeiden.
  2. Projektziele klar definieren: Stellen Sie sicher, dass Ihr Vorhaben den Förderschwerpunkten des ausgewählten Programms entspricht. Es ist wichtig, dass Sie für die Antragsstellung Ihr Projekt klar und genau beschreiben.
  3. Finanzierungsplan erstellen: In der Regel ist es notwendig, dass Sie einen detaillierten Kosten- und Finanzierungsplan vorlegen.
  4. Nachweise und Dokumentation: Bereiten Sie alle erforderlichen Belege und Nachweise wie Businesspläne, Genehmigungen oder Partnerschaften sorgfältig vor.
  5. Beratung in Anspruch nehmen: Ein Förderantrag ist eine organisatorische Herausforderung und damit Sie sicher gehen, dass Sie sich mit Ihrem Projekt für das optimale Programm bewerben und dabei Antragsfehler vermeiden, sollten Sie sich am besten an einen Experten wenden. Mit einem Profi an Ihrer Seite können Sie definitiv Ihre Erfolgschancen erhöhen. 


Fazit

Die EU-Förderprogramme stärken Wirtschaft, Umwelt und Gemeinschaft in ländlichen Regionen Europas. Mit Programmen wie ELER, LEADER, EIP-AGRI oder ELR werden soziale Ungleichheiten abgebaut und nachhaltige Entwicklungen gefördert. Besonders Projekte zu kulturellen Initiativen, junger Beteiligung und moderner Mobilität zeigen großes Potenzial. Herausforderungen bei der Beantragung können durch Beratung und weniger Bürokratie überwunden werden, um die ländlichen Räume nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln.

Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum: Häufig gestellte Fragen 

Wie können innovative Wasserbewirtschaftungssysteme ländliche Regionen unterstützen?

Innovative Wasserbewirtschaftungssysteme helfen ländlichen Regionen, ihre Wasserressourcen effizienter zu nutzen und nachhaltiger zu bewirtschaften. Moderne Bewässerungstechnologien wie Tropfbewässerung optimieren dabei den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft. Regenwasserspeicher tragen dazu bei, Niederschlagswasser in Trockenperioden nutzbar zu machen und ermöglichen eine stabile Grundversorgung auch bei klimabedingten Veränderungen. 

Wie kann ländliche Mobilität gefördert werden?

Nachhaltige Verkehrsinfrastrukturen, die die ländlichen Regionen besser mit urbanen Zentren verbinden, umfassen den Ausbau von elektrischen Buslinien, sicheren Fahrradwegen und multimodalen Mobilitätsplattformen. Solche Lösungen reduzieren Emissionen und verbessern gleichzeitig die Erreichbarkeit abgelegener Gebiete. 

Wie fördern Bioenergie-Dörfer die nachhaltige Energieversorgung?

Bioenergie-Dörfer nutzen lokale Ressourcen wie Holz, Biogas oder Solarenergie, um ihre Grundversorgung an Energie unabhängig und nachhaltig zu gestalten. In solchen Dörfern werden oft Gemeinschaftsanlagen betrieben, die sowohl Strom als auch Wärme für die Bewohner erzeugen. Dies stärkt die regionale Wertschöpfung und schafft Arbeitsplätze vor Ort. Gleichzeitig verringern Bioenergie-Dörfer die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und tragen aktiv zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei.

Welche Vorteile bieten Integrationsprojekte in ländlichen Regionen?

Integrationsprojekte stärken den sozialen Zusammenhalt und die kulturelle Vielfalt in ländlichen Regionen. Sie fördern die Teilhabe Zugewanderter durch Sprachkurse, Bildungsinitiativen und berufliche Qualifizierungsmaßnahmen. Gleichzeitig eröffnen sie neue Chancen auf dem lokalen Arbeitsmarkt, indem sie Fachkräftepotenziale nutzen und kulturelle Brücken bauen. Solche Projekte helfen dabei, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken und die Lebensqualität in ländlichen Gemeinden zu verbessern.

Warum sind Forschung und Bildung zu Klimafolgen essenziell für ländliche Regionen?

Wissenschaftliche Projekte zu klimaresistenten Nutzpflanzen und nachhaltigen Landnutzungsstrategien liefern wichtige Erkenntnisse, die vor Ort umgesetzt werden können. Bildungsinitiativen vermitteln Landwirten und Gemeinden das nötige Wissen, um klimafreundliche Praktiken einzuführen. Dies trägt zur langfristigen Sicherung der Lebensgrundlagen und zur Anpassungsfähigkeit an neue klimatische Bedingungen bei.

Wie stärken kulturelle Austauschprogramme ländliche Regionen?

Kulturelle Austauschprogramme ermöglichen den Austausch von Wissen, Traditionen und Innovationen, was die kulturelle Vielfalt in ländlichen Regionen bereichert. Durch solche Programme entstehen neue Netzwerke, die sowohl soziale als auch wirtschaftliche Impulse setzen. Gleichzeitig machen sie ländliche Gemeinden attraktiver für Besucher und auch als potenziellen Wohnort. 

Über unsere*n Autor*in
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.