Steuer-Berater.de Icon
Fördermittelberatung

Fördermittel für Unternehmen: Welche EU Förderprogramme gibt es für Unternehmen?

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 30. Januar 2025
Lesedauer: 19 Minuten
© http://www.fotogestoeber.de / istockphoto.com

Gute Ideen sollen gefördert werden. Innovationen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit sind die Eckpfeiler einer funktionierenden Wirtschaft. Doch ohne die notwendigen finanziellen Mittel können sich viele Firmen auf nicht mehr als ihr Kerngeschäft konzentrieren. Für Start-ups kann mangelnde Förderung sogar das Aus bedeuten, selbst dann, wenn Sie vielversprechend für die Zukunft wären. Um solche Entwicklungen zu verhindern, stellen nicht nur das Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Vielzahl von Förderungen zur Verfügung, sondern auch die Europäische Union. So sollen unterschiedliche Unternehmensgrößen und Branchen animiert werden, in Nachhaltigkeit sowie in Forschung und Entwicklung zu investieren. Um Förderung zu erhalten, müssen Sie aber nicht nur das richtige Programm auswählen, sondern auch eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen.

Alles auf einen Blick:

  • Ziel von EU-Fördermitteln ist die Förderung und Entwicklung von Investitionen in die Zukunft.
  • Fördergelder werden in Form von unterschiedlichen Programmen vergeben. Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten und Fördersätze, die genau überprüft werden müssen.
  • Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, um Fördermittel zu beantragen beziehungsweise zu erhalten.
  • Im Vordergrund stehen Projektarbeiten, die Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Energieeffizienz oder Forschung und Entwicklung fördern. 
  • Eine gründliche Fördermittelrecherche ist wichtig, um den Erfolg des Förderantrags zu garantieren und auch wirklich Fördergelder abzurufen.

Was sind EU-Fördermittel für Unternehmen?

EU-Fördermittel sind finanzielle Unterstützungen, die von der Europäischen Union bereitgestellt werden, um Firmen in verschiedenen Bereichen zu fördern und ihnen Investitionen in die Zukunft zu ermöglichen. Diese Beihilfen zielen darauf ab, wirtschaftliches Wachstum zu fördern, Innovationen zu unterstützen und dabei zu helfen, sich an Herausforderungen wie Digitalisierung oder den Übergang zu einer grünen Wirtschaft anzupassen. Die Fördermittel und Zuschüsse werden über verschiedene Programme bereitgestellt, die sich an unterschiedliche Unternehmensgrößen und Branchen richten. 

Welche Fördermittelarten gibt es?

  • Finanzhilfen
  • Darlehen und zinsgünstige Kredite
  • Bürgschaften
  • Beteiligungskapital
  • Subventionen
  • Preise
  • öffentliche Aufträge
  • Steuererleichterungen

Förderung für Unternehmen: Welche EU-Förderprogramme stehen zur Verfügung?

Neben den Förderungen des eigenen Landes, so wie bei uns etwa durch das BAFA oder die KfW, die günstige Kredite vergibt, besteht auch die Möglichkeit, EU-Gelder für eine Projektfinanzierung zu beantragen. Die EU ist ein komplexes Gebilde mit vielen Mitgliedstaaten. Hier gibt es viel Abstimmungsbedarf, aber hier wird auch viel Geld für die Zukunftsentwicklung in die Hand genommen. Es gibt rund 1.000 Einzelprogramme, Fonds etc. Es muss dabei unterschieden werden zwischen EU-Finanzmitteln in Form etwa von Zuschüssen, die vonseiten der EU-Kommission dezentral in den Mitgliedstaaten verteilt werden und solchen, die die EU selbst, zum Beispiel über Agenturen, verwaltet.

UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
“Der sogenannte Return on Investment (RoI) ist hierbei besonders attraktiv: Mit einem Einsatz von etwa zehn Stunden Arbeit können Unternehmen Fördergelder von 50.000 bis hin zu mehreren Millionen Euro erhalten – insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung ist das Potenzial enorm.”
Marius Ehrlinger – Geschäftsführer und Gründer bei Pagestreet

Zu den wichtigsten Förderungen zählen das Horizon-Europe-Programm sowie der Europäische Fonds. Die folgenden Programme sind nur eine Auswahl an weiteren Projektfinanzierungsmöglichkeiten:

FörderprogrammErläuterung
Connecting Europe Facility (CEF)fördert die Entwicklung von digitaler Infrastruktur, Energie- und Verkehrsverbindungen innerhalb Europas
Single Market Program (SMP)bietet kleinen und mittleren Unternehmen Unterstützung bei der Finanzierung und dem Zugang zu internationalen Märkten
Creative Europefördert kulturelle und kreative Projekte, die zur Entwicklung des europäischen Kultursektors beitragen
Digital Europehilft dabei, neue digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit zu implementieren
EIC Accelerator (ehemals SME Instrument)unterstützt unter anderem innovative Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial, insbesondere im Technologiebereich
Erasmus for Young EntrepreneursAustauschprogramm für Jungunternehmer, um von erfahrenen Unternehmern im Ausland zu lernen und internationale Netzwerke aufzubauen
European Agricultural Fund for Rural Development (EAFRD)Förderung ländlicher Entwicklung durch Unterstützung nachhaltiger Landwirtschaftsprojekte und Infrastruktur
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)fördert mit seiner Finanzierung regionale Entwicklung und Infrastrukturprojekte, insbesondere in benachteiligten Regionen
European Innovation Council (EIC)unterstützt Innovationen unter anderem bei Start-ups
European Maritime and Fisheries Fund (EMFF)Unterstützung von Nachhaltigkeit im Bereich der Fischerei und des maritimen Sektors
European Regional Development Fund (ERDF)fördert Projektarbeiten, die regionale Unterschiede ausgleichen, insbesondere in strukturschwachen Regionen
European Social Fund (ESF)unterstützt Programme zur Verbesserung der Beschäftigungschancen, sozialer Inklusion und Bildung in der EU
Horizon Europeunterstützt Forschung und Innovation in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Klimaschutz
Innovation Fundfinanzielle Unterstützung für innovative Technologien im Bereich saubere Energie und Klimaschutz
InvestEUfinanziert strategische Investitionen in Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der EU
Just Transition Fund (JTF)fördert Regionen mit Finanzierung, die stark von der Energiewende betroffen sind, durch Investitionen in nachhaltige Wirtschaftszweige
LIFEfördert Umwelt- und Klimaschutzprojekt, man erhält Unterstützung bei den Themen CO₂-Reduktion, Ressourceneffizienz und Biodiversität

Welche EU-Förderprogramme gibt es speziell für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)?

Unter dem Dach des Europäischen Struktur- und Investitionsfonds bilden der 

  • Europäische Fonds für regionale Entwicklung,
  • Europäische Sozialfonds,
  • Kohäsionsfonds und der 
  • Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums

die wichtigsten Elemente der Fördermittel für KMU. Die Zuwendungsberechtigten erhalten hier einen direkten Beitrag zur Projektfinanzierung. Verwaltet wird alles auf regionaler oder höchstens nationaler Ebene. Aber auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) hilft kleinen und mittleren Unternehmen mit Finanzierungslösungen und auch das Horizon-Europe-Programm bietet spezielle Förderlinien für KMU, die Forschung und Entwicklung betreiben.

Es gibt aber noch zahlreiche andere Fördermöglichkeiten für KMU und Existenzgründer. Um sich im Förderdschungel zu orientieren und den richtigen Förderkredit oder die richtigen Fördergelder zu finden, ist es daher nicht nur für junge Unternehmen sinnvoll, eine gründliche Fördermittelrecherche durchzuführen und möglicherweise auch eine Fördermittelberatung in Anspruch zu nehmen. Das bedeutet zwar Beratungskosten, kann aber sehr von Vorteil sein.

Wer kann EU-Fördermittel beantragen?

Viele Fördergelder können Sie beantragen, ganz gleich, ob

  • Start-up,
  • Existenzgründer,
  • kleines und mittleres Unternehmen oder
  • Großkonzern.

Die spezifischen Förderprogramme richten sich jedoch oft gezielt an bestimmte Unternehmensgruppen, wie zum Beispiel innovative Unternehmen oder solche, die im Bereich der nachhaltigen Entwicklung tätig sind. Eine professionelle Beratung und ein gründlicher Fördermittelcheck sind daher sinnvoll, um sich im Förderdschungel zurechtzufinden und auch wirklich Fördergelder abzurufen.



Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen erfüllen, um EU-Fördermittel zu erhalten?

Die einzelnen Fördermöglichkeiten unterliegen mitunter spezifischen Voraussetzungen. Zu den allgemeinen Voraussetzungen für den Erhalt von EU-Fördermittel gehören die folgenden Punkte:

  • Ansässigkeit in der EU: Unternehmen müssen in einem der EU-Mitgliedstaaten oder in assoziierten Ländern der EU ihren Sitz haben. Die Arbeiten müssen entweder dort durchgeführt oder dort einen signifikanten Einfluss haben.
  • Projektziele: Die Einreichung muss mit den EU-Zielen wie zum Beispiel Innovation, Nachhaltigkeit oder regionale Entwicklung des jeweiligen Förderprogramms übereinstimmen.
  • Finanzielle Stabilität: Unternehmen müssen nachweisen, dass sie finanziell stabil sind und keine offenen Insolvenzverfahren gegen sie laufen. Dies bedeutet in der Regel, dass Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen vorgelegt werden müssen. 
  • Formaler Kriterien: Die ordnungsgemäße Anmeldung des Unternehmens im jeweiligen EU-Mitgliedstaat ist Pflicht. Dazu gehört auch die Vorlage eines detaillierten Projektplans.

EU Förderprogramme für Unternehmen: Welche Projektarten werden unterstützt?

EU-Förderprogramme unterstützen vor allem dann, wenn ein Beitrag zur wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung zu erwarten ist. Dazu zählen unter anderem Forschungs- und Innovationsprojekte, die auf neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen abzielen, ebenso wie Vorhaben zur Förderung der Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Auch Investitionen in Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie Projektarbeiten zur regionalen Entwicklung, die Arbeitsplätze schaffen, können förderfähig sein.

Praxisbeispiele  

UnternehmenEU-FörderprogrammProjektart
Northvolt (Schweden)Horizon EuropeDas schwedische Unternehmen erhielt Fördermittel zur Entwicklung nachhaltiger Batterietechnologien für Elektrofahrzeuge. Das Projekt zielt darauf ab, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und innovative Energiespeicherlösungen zu schaffen.
Skeleton Technologies (Estland)European InnovationDas estnische Unternehmen entwickelt ultraleichte Superkondensatoren. Diese Hochleistungs-Energiespeichertechnologie wird unter anderem im Rahmen der  Elektromobilität gefördert, da sie die Energieeffizienz in Fahrzeugen verbessert.
FlixBus (Deutschland)InvestEUFlixBus erhielt Förderungen zur Entwicklung einer europäischen Elektrobusflotte und zur Förderung von klimafreundlicher Mobilität. Das Projekt trägt zur Dekarbonisierung des europäischen Verkehrssektors bei.
Viking Heat Engines (Norwegen)Horizon EuropeDieses Unternehmen entwickelt Technologien zur Nutzung von Abwärme in industriellen Prozessen. Dank der EU-Fördermittel konnte Viking Heat Engines seine Forschung und den Markteintritt beschleunigen.
BioNTech (Deutschland)Horizon 2020 (Vorgänger von Horizon Europe)Das deutsche Biotechnologie-Unternehmen wurde im Rahmen des Programms Horizon 2020 gefördert, um seine mRNA-Technologie zu entwickeln. Dies war eine Schlüsseltechnologie bei der Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs.
Ingeteam (Spanien)Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)Das spanische Unternehmen, das auf erneuerbare Energien spezialisiert ist, erhielt Mittel zur Entwicklung und Implementierung von Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz in der Windenergieproduktion.
GKN Aerospace (Großbritannien)Clean Sky 2 (Teil von Horizon Europe)Das Unternehmen erhielt EU-Fördermittel zur Entwicklung leichterer und energieeffizienter Flugzeugkomponenten. Ziel war es, den Treibstoffverbrauch und die CO₂-Emissionen in der Luftfahrt zu senken.

Welche Fördersummen sind durch EU-Programme erhältlich?

Um gute Projektarbeiten auf den Weg zu bringen, sind teilweise umfangreiche Investitionen nötig. Für die aktuelle Förderperiode, die von 2021 bis 2027 geht, steht ein Volumen von vielen Milliarden Euro zur Verfügung. Hinzu kommt „Next Generation EU“ (NGEU) mit rund 800 Milliarden Euro.

Je nach Programm liegt die Förderquote zwischen 50 und 100 Prozent. In der Praxis bedeutet das, dass kleinere Projekte Zuschüsse zwischen 10.000 bis 50.000 Euro erhalten können, während größere Innovations- oder Infrastrukturprojekte sogar im Millionenbereich liegen können.

TIPP:
Die Kosten für die Antragstellung und das Projektmanagement variieren, aber in einigen Fällen gibt es Förderprogramme, die auch diese Ausgaben anteilig übernehmen. Prüfen Sie mithilfe eines Fördermittelchecks, ob Ihr gewähltes Programm solche Möglichkeiten bietet und welchen Fördersatz es hat.

Wie können Unternehmen EU-Fördermittel beantragen?

Der Prozess, um Fördergelder und Förderkredite der EU erfolgreich zu beantragen, beginnt mit der Identifizierung des passenden Förderprogramms, das den Unternehmenszielen und -bedürfnissen entspricht. Der Antrag selbst erfordert eine detaillierte Projektbeschreibung, die zeigt, wie die EU-Ziele unterstützt werden sollen, sowie einen Finanzplan, der die benötigten Mittel rechtfertigt.

  1. Schritt – Identifizierung des richtigen Programms: Finden Sie heraus, welches EU-Förderprogramm für Ihre Branche und Ihre Projektziele am besten geeignet ist. Informationen dazu finden sich auf den Portalen der Europäischen Kommission, zum Beispiel im „Funding & Tenders Portal„.
  2. Schritt – Prüfung der Fördervoraussetzungen (Fördermittelrecherche beziehungsweise Födermittelcheck): Als Nächstes müssen Sie die spezifischen Voraussetzungen, wie zum Beispiel die Unternehmensgröße, den Projektstandort (innerhalb der EU) oder den Projektinhalt (Innovation, Forschung, Umwelt, Energieeffizienz etc.) prüfen und abgleichen.
  3. Schritt – Erstellung eines detaillierten Projektplans: Zu Ihrem Antrag gehört eine klare und ausführliche Projektbeschreibung. Diese beinhaltet Ziele, erwartete Ergebnisse, den Nutzen für das Unternehmen und die Gesellschaft sowie einen detaillierter Zeitplan und eine Finanzkalkulation.
  4. Schritt – Antrageinreichung: Die meisten EU-Förderanträge werden elektronisch über das Funding & Tenders Portal der Europäischen Kommission eingereicht. Informieren Sie sich gut, was wann wo gebraucht wird.
  5. Schritt – Begutachtung und Auswahl: Nach dem Einreichen des Antrags erfolgt eine Begutachtung durch unabhängige Experten, die das Ganze nach festgelegten Kriterien bewerten.
  6. Schritt – Vertragsabschluss und Umsetzung: Bei Genehmigung wird der Fördervertrag zwischen Ihnen und der EU geschlossen, der unter anderem die Förderhöhe, die Auszahlung der Mittel und die Anforderungen an die Berichterstattung festgelegt.

Bevor Sie den Antrag einreichen, lassen Sie diesen von einem erfahrenen Berater prüfen. Kleine Fehler oder unvollständige Angaben können sonst zu Verzögerungen oder Ablehnungen führen.

Welche Unterlagen und Nachweise müssen für einen EU-Förderantrag eingereicht werden?

Je nach Förderung können hier unterschiedliche Unterlagen für die Zuschüsse verlangt werden und es ist wichtig, sich hier im Vorfeld gut zu informieren. Folgende Nachweise werden aber in der Regel immer verlangt: 

UnterlagenErläuterung
detaillierter Projektplanbeschreibt die Ziele, den Nutzen und den Zeitplan und zeigt die Übereinstimmung mit den EU-Zielen
Finanzierungsplanlistet die Projektkosten, die geplanten Investitionen und den beantragten Förderbetrag auf und dient zur Transparenz der Mittelverwendung
Handelsregisterauszugbelegt die rechtliche Existenz und die Unternehmensdaten
Steuerbescheinigungen und JahresabschlüsseNachweis der finanziellen Stabilität
Nachweise über Innovation oder Nachhaltigkeitbelegt den technologischen Fortschritt oder die nachhaltige Projektwirkung
Partnerschaftsvereinbarungenzeigt die Zusammenarbeit mit anderen Firmen oder Forschungseinrichtungen
Berichte über frühere Projektedemonstriert die Erfahrung und den Erfolg vergleichbarer Vorhaben
HINWEIS:
Jeder Antrag der unterschiedlichen EU-Förderprogramme verlangt spezifische Unterlagen und Nachweise. Informieren Sie sich vor der Antragstellung über die benötigten Dokumente und führen Sie eine gründliche Fördermittelrecherche durch.

Wie lange dauert es in der Regel, bis über einen EU-Förderantrag entschieden wird?

Auch wenn die Dauer bis zur Entscheidung über einen EU-Förderantrag mitunter sehr stark variiert, sollten Sie einige Wochen bis  mehrere Monate einplanen. Für viele Förderprogramme gibt es Deadlines, die eingehalten werden müssen. Starten Sie die Antragstellung so früh wie möglich, um genug Zeit für die Einreichung aller notwendigen Unterlagen zu haben und Ihre Erfolgschancen zu maximieren. 

Folgende Faktoren beeinflussen die Bearbeitungszeit:

  • Projektkomplexität
  • Fördermittelsatz
  • Menge der Antragsunterlagen
  • Anzahl der eingereichten Anträge
  • spezifische Anforderungen des Förderprogramms und der zuständigen Behörde
  • individuelle Bearbeitungsfristen und Zyklen des jeweiligen Förderprogramms
  • eventuelle Nachfragen oder zusätzliche Anforderungen durch die zuständige Behörde


Wie hoch ist die Erfolgsquote bei der Beantragung von EU-Fördermitteln?

Die durchschnittliche Erfolgsquote liegt, so heißt es immer wieder, bei 30 bis 50 Prozent. Konkret lässt sich das gar nicht sagen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Konkurrenz ist, wie es zum Beispiel bei Horizon Europe der Fall ist, desto geringer fällt die Chance auf Erfolg aus. Und: Je besser Sie beraten werden, desto höher ist die Erfolgschance.

Wie erhöhe ich die Erfolgschance?

Achten Sie auf eine sehr hohe Antragsqualität und dass Ihr Projekt sich möglichst eng an den EU-Zielen orientiert. Besonders innovative und klar definierte Projektarbeiten mit hohem Mehrwert für die EU haben größere Chancen, gefördert zu werden.

Programme, die sich gezielt an kleine und mittlere Unternehmen richten, können tendenziell höhere Erfolgsquoten aufweisen, da sie speziell dafür ausgelegt sind, KMU den Zugang zu Finanzierungen und Zuschüssen für Ihre Investitionen zu erleichtern. Aber auch, wenn Sie die entsprechende Erfahrung mit den Zielen, die die EU vertritt, vorweisen können, wirkt sich das positiv auf Ihren Antrag aus.

Welche Beratungsangebote gibt es?

Für einen positiven Ausgang Ihres Antrags ist es empfehlenswert, wenn Sie sich vorab an eine Beratungsstelle wenden. Hierfür stehen Ihnen nationale und regionale Anlaufstellen, wie zum Beispiel die Enterprise Europe Network (EEN) oder die lokalen Wirtschaftskammern zur Auswahl, die kostenlose Beratungen anbieten. Hier hilft man Ihnen dabei, das passende Förderprogramm zu identifizieren und unterstützt Sie bei der Erstellung und Einreichung des Antrags. 

Wünschen Sie eine maßgeschneiderte Betreuung, könnte der Gang zu einer spezialisierten Fördermittelberatung der richtige Schritt für Sie sein. Bei dieser Dienstleistung werden Sie in enger Zusammenarbeit durch den gesamten Prozess begleitet – von der ersten Ideenfindung bis zur Antragstellung und dem Projektmanagement.

UNSER TIPP:
Es gibt auch die Möglichkeit, entsprechende Workshops und Seminare wahrzunehmen, die von der Europäischen Kommission oder nationalen Agenturen angeboten werden. In diesen werden Ihnen unter anderem die spezifischen Anforderungen der verschiedenen Förderprogramme nähergebracht.

Welche Kostenfaktoren fallen für Antragstellung und Verwaltung an?

Die Beantragung von EU-Fördermitteln ist mit verschiedenen Kosten verbunden, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Diese Kosten variieren je nach Projektumfang, der Komplexität des Antrags, der Höhe des Zuschuss und dem benötigten Aufwand der Beratung.

  • Beratungskosten: Spezialisierte Fördermittelberater oder Beratungsagenturen erleichtern den Prozess der Antragstellung und erhöhen die Erfolgschancen. Die Kosten für solche Beratungsdienste können als pauschale, stunden- oder erfolgsbasierte Vergütungen abgerechnet werden. 
  • Kosten für die Erstellung des Förderantrags: Wenn Sie die Anfertigung des Förderantrags selbst übernehmen, sparen Sie Kosten, investieren dafür allerdings Zeit und müssen interne Ressourcen bereitstellen, was zu Personalkosten führt. Alternativ kann ein externer Dienstleister den Antrag erstellen.
  • Verwaltungskosten während der Projektlaufzeit: Die Verwaltungskosten fallen für laufende Dokumentationen und Berichterstattungen über den Projektfortschritt an, um die Verwendung der Fördergelder nachzuweisen. 
  • Sonstige Bearbeitungsgebühren: Manche Förderprogramme verlangen Bearbeitungsgebühren, die je nach Programm unterschiedlich ausfallen können. 

Vorteile und Nachteile von EU-Förderprogrammen

VorteileNachteile
  • hohe Fördersummen für innovative Projekte
  • Unterstützung in Form von Zuschüssen, Beihilfen und Darlehen
  • Förderung von Nachhaltigkeit und Innovation
  • spezielle Programme für KMU und Start-ups
  • Zugang zu internationalen Märkten durch EU-Programme
  • Antragstellung ist oft sehr komplex und zeitaufwändig
  • starke Konkurrenz um Fördermittel
  • lange Wartezeiten bis zur Entscheidung
  • strenge Anforderungen an Dokumentation und Nachweise
  • hohe Erfolgsquote nicht garantiert

Diese fünf Dinge sollten Sie beachten

  1. Halten Sie die Fördermittel strikt zweckgebunden ein, da jede Zweckentfremdung der Mittel zu Rückforderungen durch die EU führen kann.
  2. Überprüfen Sie, ob Ihr Projekt vollständig mit den Zielen des gewählten EU-Förderprogramms übereinstimmt, um Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Antragstellung zu erhöhen.
  3. Berücksichtigen Sie die Bearbeitungszeit, die je nach Programm mehrere Monate dauern kann.
  4. Nutzen Sie die Möglichkeit einer professionellen Beratung, um Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Antragstellung zu erhöhen.
  5. Achten Sie darauf, dass alle finanziellen Angaben im Förderantrag transparent und nachvollziehbar sind, da unklare Kostenaufstellungen zu Ablehnungen führen können.


Fazit

EU-Fördermittel bieten allen Firmen – und darunter fallen auch KMU und Existenzgründer – wertvolle finanzielle Unterstützung in Form von Förderkrediten und Fördergeldern, um Projekte in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung umzusetzen. Es gibt zahlreiche Programme, die unterschiedliche Fördergelder und Anforderungen aufweisen. Um erfolgreich Fördergelder zu erhalten, ist es wichtig, sich ganz genau zu informieren, eine Fördermittelrecherche durchzuführen und die Antragstellung professionell vorzubereiten. Neben der finanziellen Entlastung tragen Fördermittel dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und langfristige Wachstumspotenziale zu erschließen. Allerdings sollte man die oftmals hohen bürokratischen Hürden und die strengen Anforderungen an die Projektberichterstattung berücksichtigen. Eine strategische Planung und gegebenenfalls die Zusammenarbeit mit Experten sind entscheidend, um den maximalen Nutzen aus den Fördermöglichkeiten zu ziehen.


Fördermittelberater Marius Ehrlinger

ÜBER UNSEREN EXPERTEN

Marius Ehrlinger ist Gründer und Geschäftsführer von Pagestreet, einem international agierenden Unternehmen mit Sitz in Berlin, das sich auf die Fördermittel- und Energieberatung (F&E) spezialisiert hat. Mit über 12 Jahren Erfahrung spielt Pagestreet eine entscheidende Rolle in der Beratung rund um die Fördermittelvergabe.

» Überblick zu Pagestreet


Fördermittel für Unternehmen: Häufig gestellte Fragen

Kann ich mehrere EU-Förderungen gleichzeitig beantragen?

Sofern Ihre Projekte unterschiedliche Ziele verfolgen und den jeweiligen Programmbestimmungen entsprechen, können Sie sich für verschiedene Programme bewerben.

Welche Fristen gelten bei EU-Förderanträgen? 

Die Fristen variieren je nach Programm und sind meist an spezifische Ausschreibungen gebunden. Es ist wichtig, sich frühzeitig über Deadlines zu informieren. 

Was passiert, wenn der Antrag abgelehnt wird?

Wird Ihr Antrag abgelehnt, erhalten Sie in der Regel eine Begründung für diese Entscheidung. Mit diesen Informationen können Sie Ihr Projekt anpassen und in einer weiteren Ausschreibungsrunde einen erneuten Antrag stellen. 

Wie hoch ist die Eigenbeteiligung bei EU-Fördermitteln? 

Die Eigenbeteiligung variiert je nach Programm. In der Regel liegt der Eigenanteil bei etwa 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Es gibt aber auch Programme, die eine vollständige Förderung von bis zu 100 Prozent anbieten, insbesondere für Forschungs- oder Klimaprojekte. 

Welche Branchen profitieren am meisten von EU-Fördermitteln?

Technologie, erneuerbare Energien, Gesundheitswesen, Agrarwirtschaft, Digitalisierung und Mobilität. Wer in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit tätig ist, hat ebenfalls gute Chancen auf Fördermittel. 

Wie oft können EU-Fördermittel beantragt werden?

Es gibt keine Obergrenze für die Anzahl der Förderanträge, jedoch muss jedes Ihrer Projekte eine eigenständige Zielsetzung verfolgen. 

Ist ein Sitz in der EU notwendig, um Fördermittel zu beantragen?

Für EU-Fördermittel ist es unerlässlich, dass die Firma entweder in einem EU-Mitgliedsstaat oder in einem assoziierten Land ansässig ist, das eine Vereinbarung mit der EU über die Teilnahme an den Förderprogrammen hat. Ausnahmen können für internationale Partnerschaften bestehen. 

Welche zusätzlichen Verpflichtungen sind mit dem Erhalt der Fördermittel verbunden?

Sie stehen in der Pflicht, regelmäßig Fortschrittsberichte einzureichen und die Verwendung der Mittel nachzuweisen. Dies umfasst oft detaillierte Berichte über Projektfortschritte, Finanzberichte und in manchen Fällen Audits zur Kontrolle der Mittelverwendung. 

Können gemeinnützige Organisationen ebenfalls EU-Fördermittel erhalten? 

Auch gemeinnützige Organisationen, die in Bereichen wie Bildung, Sozialhilfe, Umwelt- und Klimaschutz tätig sind, können  EU-Fördermittel beantragen. Es gibt spezielle Programme, die auf gemeinnützige Projekte abzielen, zum Beispiel im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF). 

Ist eine Kofinanzierung durch private Investoren möglich?

Eine Reihe von EU-Förderprogrammen erlauben eine Kombination aus öffentlichen Fördermitteln und privaten Investitionen. Besonders bei größeren Projekten kann eine Kofinanzierung durch private Investoren die Eigenkapitalanforderungen der EU-Programme ergänzen und das Vorhaben vorantreiben.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.