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Fortbildung zum/zur Steuerfachwirt/in: Voraussetzungen, Ausbildungsinhalte, Prüfungsmodalitäten

Steuer-Berater.de Team
Verfasst von Steuer-Berater.de Team
Zuletzt aktualisiert: 22. April 2021
Lesedauer: 11 Minuten

Was ist ein Steuerfachwirt?

Steuerfachwirt ist ein öffentlich-rechtlich anerkannter Abschluss und eine geschützte Berufsbezeichnung. Den Titel erlangen Steuerfachangestellte oder andere kaufmännische Angestellte durch eine berufliche Weiterbildung und eine anschließende bundeseinheitliche Prüfung vor dem Prüfungsausschuss einer Steuerberaterkammer. Im Unterschied zum Steuerberater, der selbständig ein Steuerbüro führt, arbeitet der Steuerfachwirt meist als Angestellter in einer Steuerberatungskanzlei.

Die Ausbildung zum Steuerfachwirt ist zwar zeitaufwändig und kostenintensiv, der Ausbildungsplan kann aber flexibel gestaltet und die Kosten teilweise durch das Aufstiegs-BAföG reduziert werden. Der erworbene Titel ist nicht nur für das eigene Ego schmeichelhaft. Als geprüfter Steuerfachwirt genießen Sie höhere Anerkennung, mehr Unabhängigkeit bei der Ausübung Ihrer Aufgaben und eine größere finanzielle Freiheit. Alle Details zu diesen und weiteren Aspekten finden Sie im folgenden Artikel auf Steuer-Berater.de.

Warum lohnt sich die Fortbildung zum Steuerfachwirt?

Die Weiterbildung zum Steuerfachwirt ist nicht nur wegen der persönlichen Entwicklung und der eigenen beruflichen Bestätigung von Bedeutung. Auch weniger intrinsische Gründe können hier motivierend wirkend. Die Fortbildung:

  • genießt ein hohes Ansehen: Durch umfangreiches Fachwissen, das im Unterricht vermittelt wird, können geprüfte Steuerfachwirte deutlich höhere Anforderungen erfüllen als Steuerfachangestellte.
  • verbessert Ihre mathematischen und analytischen Eigenschaften,
  • vermittelt Ihnen Rechtswissen im Bereich Sozialversicherungsrecht,
  • Wirtschaftsrecht und Bürgerliches Recht. Damit sind Sie in der Lage, Mandanten auch über Fragen zu Erbschaftssteuer, Altersvorsorge oder Schenkungssteuer zu informieren,
  • verleiht Ihnen mehr Unabhängigkeit: Nach der erfolgreich absolvierten Prüfung vor der Steuerberaterkammer sind Steuerfachwirte befähigt, Führungspositionen und eigenverantwortlich komplexe Aufgaben zu übernehmen, wie Jahresabschlüsse und Finanzbuchhaltung für Unternehmen, Steuererklärungen und Prüfung von Steuerbescheiden,
  • macht Sie unentbehrlich: Als Steuerfachwirt kennen Sie das deutsche Steuersystem und sind über die Gesetzeslage bestens informiert. In der ohnehin krisensicheren Branche sind Steuerfachwirte heiß gefragt,
  • ist ein Garant für eine erfolgreiche Zukunft: Sie können mit einem erheblich höheren Gehalt rechnen.

Was macht ein Steuerfachwirt?

Der Steuerfachwirt hat sehr breit gefächerte Aufgaben, die verschiedene Tätigkeiten umfassen. Grundsätzlich unterscheidet sich das Aufgabenspektrum nicht wesentlich von dem eines Steuerfachangestellten, allerdings trägt der Steuerfachwirt mehr Verantwortung und arbeitet eigenständiger. Im Vergleich zum Bilanzbuchhalter wiederum, dessen Schwerpunkt bei Buchführung, Jahresabschluss und Controlling liegt, hat der Steuerfachwirt häufiger mit dem eigentlichen Steuerrecht zu tun. Sehr oft ist der Steuerfachwirt die „rechte Hand“ des Steuerberaters, die ihn mit seinem Sachverständnis in den Bereichen Steuerrecht, Rechnungswesen und Betriebswirtschaft im Praxisalltag zuverlässig entlastet und kompetent vertritt.

Im Einzelnen übernimmt der Steuerfachwirt folgende Aufgaben:

  • Buchhaltung gewerblicher Mandanten,
  • Erstellung von Lohn- und Gehaltsabrechnung,
  • Erstellung von Jahresabschlüssen von Unternehmen
  • Steuererklärung im unternehmerischen und privaten Bereich,
  • Steueroptimierung für Unternehmen und Privatpersonen,
  • Beratung zum Thema Existenzgründung, Steuergestaltung, Unternehmensführung,
  • Vermögensverwaltung, Rating und unterstützende Tätigkeit bei Verhandlungen mit Banken.

Als Steuerfachwirt bekommen auf Sie des Öfteren auch innerbetrieblich orientierte Aufgaben, wie die Leitung der Kanzlei oder Kanzleivorstand, Teamführung und Vertretung des Praxisinhabers in dessen Abwesenheit. Tätigkeiten operativer Natur wie die Akteneinsicht und -bearbeitung, Kontaktpflege zu Finanzämtern und Sozialversicherungsträgern oder aber die Teilnahme an Außenprüfungen gehören ebenfalls zu den regelmäßigen Tätigkeiten eines Steuerfachwirts.

Wie kann man Steuerfachwirt werden?

Die Ausbildung zum Steuerfachwirt eignet sich optimal für Angestellte im Steuerwesen, die ihre beruflichen Aufstiegschancen verbessern möchten. Steuerfachwirt werden kann man auf regulärem Wege – über die erste Karrierestufe als Steuerfachangestellte/r und die anschließende Weiterbildung zum Steuerfachwirt bei einem der Lehrsinstitute – oder aber auf alternativen, wenn auch längeren Wegen inklusive Quereinstieg. Eher unüblich ist,
Steuerfachwirt nach einem BWL-Studium werden zu wollen, denn die Ausbildung ist eher für Kandidaten gedacht, die nicht studiert haben und Berufserfahrung haben. Von Hochschulabsolventen wird meist erwartet, dass sie das schwerere Steuerberater-Examen angehen.

Welche persönlichen Voraussetzungen benötigt man für die Ausbildung zum Steuerfachwirt?

Nicht jeder, der die Ausbildung zum Steuerfachwirt ins Auge fast, bringt auch die persönlichen Voraussetzungen für den Beruf mit. Die bloße Leidenschaft für Zahlen reicht leider nicht aus. Von großer Bedeutung ist unter anderem ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Eigenmotivation – unerlässlich für die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung -, aber auch die Bereitschaft, mit rechtsverbindlichen Deadlines sowie sehr unterschiedlichen Menschen zu arbeiten.

Der Beruf des Steuerfachwirts passt zu Ihnen, wenn Sie:

  1. Organisationstalent und Durchhaltevermögen mitbringen, um sich effektiv und zeitsparend auf die Klausuren vor der Steuerberaterkammer vorzubereiten.
  2. Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge und rechtliche Bestimmungen haben.
  3. über eine Affinität für Zahlen und die Bereitschaft verfügen, termingerecht und oft unter Zeitdruck zu arbeiten.
  4. Sie den Umgang mit Menschen mögen – sowohl mit Mandanten, als auch mit Kollegen, Steuerberatern und Finanzbeamten.


Wie sieht die Ausbildung zum Steuerfachwirt aus?

Die Ausbildung zum Steuerfachwirt kann auf verschiedenen Wegen erfolgen, sowohl im Nahunterricht als auch im Fernstudium. Die meisten Anwärter auf den Titel des Steuerfachwirts wählen eine Kombination aus Fernlehrgängen und Präsenzseminaren.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Steuerfachwirt?

Wie lange die Vorbereitung auf die Fortbildungsprüfung zum Steuerfachwirt dauert, hängt sehr stark von Ihrem Lerntempo ab, sowie von der Unterrichtsstruktur des gewählten Lehrinstituts. Die einzelnen Lehrgänge unterscheiden sich nämlich zum Teil beträchtlich voneinander in Bezug auf die Selbststudium- und Präsenzseminar-Anteile. Die typischen
Unterrichtsvarianten sind:

  • die Vollzeitkurse: Tageslehrgänge im Block montags bis freitags, manchmal halbtags,
  • die Teilzeitkurse: Abend- oder Wochenendseminare,
  • das Fernstudium.

Reines Fernstudium bei einer wöchentlichen Studienzeit von acht bis zehn Stunden nimmt mehr Zeit in Anspruch als ein Lehrgang, der berufsbegleitend in Form von Abend-, Wochenend- und Blockseminaren oder gar in Vollzeit absolviert wird. In der Regel dauert die Ausbildung zwischen einem und anderthalb Jahren. Wählen Sie einen Vollzeitkurs – die schnellste und intensivste Vorbereitungsform – können Sie Ihre Ausbildung sogar auf zwei Monate verkürzen. Entscheidend für die richtige Wahl des Ausbildungsinstituts ist die passende Mischung aus Selbststudium und Präsenzunterricht, die zu Ihrer persönlichen und beruflichen Situation passen muss.

Was lernt man in der Ausbildung zum Steuerfachwirt?

Unabhängig von der Form, die Sie für Ihren Unterricht gewählt haben, und der Intensität des Lehrgangs, muss die Ausbildung Sie abschließend auf die Steuerfachwirtprüfung vorbereiten. Ausbildungsinhalte, die von zahlreichen Lehrinstituten angeboten werden, betreffen unter anderem: Allgemeines und Besonderes Steuerrecht, Rechnungswesen, Jahresabschlussanalyse, Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzierung, Wirtschaftsrecht, Grundzüge des Bürgerlichen Rechts, des Handels- und Gesellschaftsrechts, des Sozialversicherungsrechts und des Arbeitsrechts.

Welchen Abschluss erhält man nach der Fortbildung zum Steuerfachwirt?

Nach der abgeschlossenen Fortbildung zum Steuerfachwirt erhält man von dem Lehrinstitut eine Teilnahmebestätigung bzw. ein Zertifikat über den absolvierten Lehrgang. Der öffentlich-rechtlich anerkannte Abschluss als Steuerfachwirt steht Ihnen erst dann zu, wenn Sie die bundeseinheitliche Prüfung vor dem Prüfungsausschuss einer Steuerberaterkammer bestanden haben.

Wer bietet Fortbildungskurse zum Steuerfachwirt an?

Den Titel des Steuerfachwirts darf nur führen, wer eine entsprechende Prüfung vor der zuständigen Steuerberaterkammer absolviert hat. Theoretisch können Sie sich auch in Eigenregie auf die Fortbildungsprüfung vorbereiten. Im Normalfall macht aber ein Vorbereitungskurs an einem der zahlreichen Lehrinstitute mehr Sinn und hat eine größere Aussicht auf Erfolg. Ob Volkshochschule, IHK oder eine private Akademie – Sie können zwischen unzähligen Anbietern auf dem Markt wählen.

UNSER TIPP:
Achten Sie auf die Zulassung durch die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) als Qualitätsmerkmal!

Wie viel kostet die Ausbildung zum Steuerfachwirt?

Die Kosten der Ausbildung zum Steuerfachwirt variieren abhängig von der Region und des gewählten Ausbildungsinstituts. Die meisten Lehrgänge kosten zwischen 1.500 und 4.200 Euro. Für Teilnehmer mit einem kleineren Budget und hervorragendem Grundlagenwissen bzw. hoher Eigendisziplin beim Lernen bieten sich Kompaktkurse. Diese nehmen nur wenige Tage in Anspruch und bereiten die Kandidaten gezielt auf die mündliche oder schriftliche Prüfung vor. Der Preis solcher Vorbereitungsseminare liegt zwischen 200 und 700 Euro.

Da Fortbildungen öffentlicher und privater Träger in Voll- und Teilzeit, die fachlich gezielt auf öffentlich-rechtliche Prüfungen vorbereiten, gefördert werden, können Sie auch einen Antrag auf Ausbildungsförderung stellen. Das sogenannte Aufstiegs-BAföG (früher Meister-BAföG) besteht aus einem einkommens- und vermögensunabhängigen Zuschuss zu den Fortbildungskosten.



Wie sieht die Steuerfachwirtprüfung aus?

Die Steuerfachwirtprüfung wird einmal im Jahr von den Steuerberaterkammern angeboten und findet von Februar bis März statt. Sie müssen sich selbst zur Prüfung anmelden, der Anmeldeschluss ist dabei regional unterschiedlich und liegt etwa drei bis sechs Monate vor der Prüfung. Das Examen selbst besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Bevor Sie sich zur Prüfung anmelden, sollten Sie sich von Ihrer zuständigen Steuerberaterkammer zu den Zulassungsvoraussetzungen zur Prüfung beraten lassen.

Welche Zugangsvoraussetzungen müssen für die Steuerfachwirtprüfung erfüllt sein?

Die Zulassungsvoraussetzungen für die Steuerfachwirtprüfung ergeben sich aus § 9 der Prüfungsordnung. Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt werden:

  • Sie haben die Ausbildung als Steuerfachangestellter erfolgreich abgeschlossen und den Beruf bereits drei Jahre lang ausgeübt
    oder
  • Sie haben einen Abschluss in einem gleichwertigen Beruf, etwa als Rechtsanwaltsfachangestellte, Industriekaufmann, Kaufmann im Groß- und Außenhandel oder Bankkaufmann und eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung im Steuer- und Rechnungswesen. Drei der fünf Berufsjahre sollten Sie bei einem Steuerberater absolviert haben
    oder
  • Sie sind Quereinsteiger ohne entsprechende Berufsausbildung, haben aber mindestens acht Jahre einschlägige Berufserfahrung gesammelt, davon mindestens fünf Jahre bei einem Steuerberater.
UNSER TIPP:
Es gibt eine Bundessteuerberaterkammer in Berlin und 21 Steuerberaterkammern. Die jeweils zuständige gibt Auskunft darüber, welche Ausbildung anerkannt wird. Einen Überblick über die Kammern finden Sie auf der Website der BStBK.

Wie ist die Steuerfachwirtprüfung aufgebaut?

Die Steuerfachwirtprüfung umfasst einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Schriftlich müssen die Prüfungskandidaten jeweils eine 4-stündige Klausur in folgenden Bereichen bearbeiten:

  • Steuerrecht I
    Einkommensteuer
    Körperschaftsteuer
    Gewerbesteuer
  • Steuerrecht II
    Umsatzsteuer, Erbschaft- und Schenkungssteuer, Abgabenordnung
  • Rechnungswesen
    Buchführung und Jahresabschluss nach Handels- und Steuerrecht, Gesellschaftsrecht, Grundzüge der Kosten- und Leistungsrechnung, der Finanzierung und der Jahresabschlussanalyse

Der mündliche Teil der Steuerfachwirtprüfung besteht aus einem Fachgespräch, das
folgende Sachgebiete betrifft:

  • Steuerrecht
    Alle für die Prüfung relevanten Steuerarten
  • Grundzüge
    Jahresabschlussanalyse, Kosten- und Leistungsrechnung,Finanzierung
  • Grundzüge des Rechts
    Insbesondere Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht
UNSER TIPP:
Manche Fernschulen bieten eine „Generalprobe“ an, die die Prüfung bei der Steuerberaterkammer simuliert.

 Wieviel kostet die Steuerfachwirtprüfung?

Außer den Kursgebühren für die Fortbildung zum Steuerfachwirt fällt auch eine Prüfungsgebühr an, die die Steuerberaterkammern erheben. Diese wird bei der Anmeldung fällig und liegt zwischen 300 und 400 Euro. Eine nicht bestandene Prüfung kann zweimal wiederholt werden. Die Ergebnisse der Prüfung zum Steuerfachwirt werden von den Kammern nicht regelmäßig veröffentlicht. Die Durchfallquote liegt je nach Bundesland und Jahr zwischen 20 und 58 %.

Was verdient man als ausgebildeter Steuerfachwirt?

Das Gehalt eines ausgebildeten Steuerfachwirtes hängt nicht zuletzt von seinem Verhandlungsgeschick ab, den der Jobkandidat im Bewerbungsgespräch an den Tag legt. Im Durchschnitt liegt das Einstiegsgehalt von Steuerfachwirten zwischen 2.000 und 3.000 Euro im Monat. Zunehmende Berufserfahrung zieht eine steigende Gehaltsentwicklung nach sich. Laut Handelsblatt verdient ein Steuerfachwirt mit einer sechs- bis neunjährigen Berufspraxis zwischen 4.200 und 4.800 Euro monatlich.

schon gewusst?
Die Dummensteuer: Muss man in Deutschland tatsächlich für Dummheit bezahlen? Ja und nein. Eine offizielle Steuer, die auf Blödheit erhoben wird, gibt es natürlich nicht. Der Begriff „Dummensteuern“ existiert aber tatsächlich. Dummensteuern entstehen, wenn Steuerpflichtige aus Unkenntnis oder wegen fehlender Überlegungstiefe steuerliche Privilegien nicht oder nicht vollständig im Hinblick auf eine Minimierung der eigenen Steuerbelastung nutzen. Den Begriff hat Professor Dr. Gerd Rose geprägt. Als Steuerfachwirt können Sie Ihre Mandanten von der Dummensteuer bewahren.
„Steuerberatung und Wissenschaft: Aufsätze aus vier Jahrzehnten“, Prof. Dr. Dr. h. c. Gerd Rose.
 

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