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Steuerberatung Allgemein

So verändert die Digitalisierung die Arbeit von Steuerberatern

Kirsten Weißbacher
Verfasst von Kirsten Weißbacher
Zuletzt aktualisiert: 07. Oktober 2025
Lesedauer: 6 Minuten
© CentralITAlliance / istockphoto.com

Die Umstellung auf digitale Prozesse hat sich in vielen Kanzleien längst etabliert. Was früher als „Zukunftsthema“ galt, gehört somit heute zum Arbeitsalltag. Ob Buchhaltung, Jahresabschlüsse oder Lohn, immer mehr Tätigkeiten laufen softwaregestützt, ohne Papierakte und häufig sogar vollständig ortsunabhängig.

Digitale Tools unterstützen Kanzleien dabei, interne Abläufe effizienter zu gestalten und gleichzeitig die Qualität zu sichern. Systeme für Dokumentenmanagement, Fristenkontrolle und Kommunikation machen den Arbeitsfluss dabei übersichtlicher, besonders in wachsenden Teams.

Was Mandanten heute voraussetzen

Die Erwartungen von Mandanten haben sich in den vergangenen Jahren spürbar verändert. Viele sind es aus anderen Lebensbereichen schließlich gewohnt, Dienstleistungen digital und schnell abzuwickeln. Diese Haltung übertragen sie auch auf die Steuerberatung. Heute zählen darum zeitnahe Antworten auf Rückfragen zum Standard. Nach dem Einreichen von Unterlagen erwarten viele Mandanten eine direkte Bestätigung und bestehen Rückfragen, wünschen sie sich einen unkomplizierten Kommunikationsweg, idealerweise ohne klassische E-Mail oder Anrufe.

Die digitale Zusammenarbeit spart dabei Zeit auf beiden Seiten und schafft zugleich Transparenz. Mandanten laden beispielsweise über Portale oder Apps Belege hoch, erhalten Mitteilungen oder sehen Auswertungen ein, ohne auf Papier oder Post zurückzugreifen. Kanzleien, die solche Angebote aktiv einsetzen, erleben meist auch eine engere und strukturiertere Zusammenarbeit mit ihren Mandanten.

So greifen digitale Arbeitsabläufe ineinander

Der eigentliche Mehrwert liegt nicht in der Anzahl der eingesetzten Tools, er liegt in ihrer Integration. Viele Kanzleien arbeiten deshalb mit Komplettsystemen, die mehrere Module beinhalten. Dazu zählen Module für Finanzbuchhaltung, Löhne und die digitale Kommunikation, zusammengeführt in einem System. Hierdurch entfällt das manuelle Übertragen von Daten zwischen Programmen, Fehlerquellen sinken und die Nachvollziehbarkeit steigt.

Dabei bleibt ausschlaggebend, dass digitale Prozesse den realen Arbeitsablauf sinnvoll abbilden. Automatisierte Buchungsvorschläge, vordefinierte Freigabeworkflows oder smarte Fristenüberwachung helfen beispielsweise dabei, Standards einzuhalten, auch bei wechselnden Teamkonstellationen oder hohem Arbeitsaufkommen. Im Fokus stehen nicht digitale Tools an sich, vielmehr klar definierte und funktionierende Prozesse.

Ein weiterer Vorteil integrierter Systeme liegt in der verbesserten Datenkonsistenz und -sicherheit. Einheitliche Plattformen ermöglichen nämlich eine Verwaltung, bei der Zugriffsrechte gezielt gesteuert und protokolliert werden. So schützen Kanzleien sensible Mandantendaten vor unbefugtem Zugriff und vollziehen gleichzeitig interne Abläufe transparent nach. Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, zum Beispiel zur GoBD-Konformität, stellen sie dadurch ebenfalls effektiver sicher.

Die Funktion des Steuerberaters wandelt sich

Mit der Digitalisierung verändert sich auch das Selbstverständnis vieler Kanzleien. Statt als reine Zahlensammler zu agieren, positionieren sich viele Berater zunehmend als strategische Ansprechpartner. Sie begleiten in dieser Funktion unternehmerische Entscheidungen, analysieren Entwicklungen und liefern Impulse auf Basis aktueller Daten.

Dabei hilft es, dass Auswertungen heute nicht mehr manuell erstellt werden. Viele Systeme liefern auf Knopfdruck betriebswirtschaftliche Übersichten, Plan-Ist-Vergleiche oder individuelle Kennzahlen. Diese Informationen sind die Grundlage für Gespräche über Investitionen, Strukturveränderungen oder neue Geschäftsfelder.

Gleichzeitig entwickelt sich der Austausch mit Mandanten in eine persönlichere und verbindlichere Richtung. Weniger Rückfragen zu Belegen, dafür mehr Zeit für individuelle Beratung. So entsteht eine neue Art der Mandatsbeziehung, stärker geprägt durch Vertrauen und Weitblick.

Veränderte Anforderungen an Mitarbeiter

Auch innerhalb der Kanzlei bringt die Digitalisierung neue Anforderungen mit sich. Ein technisches Grundverständnis wird zum Beispiel im gesamten Team wichtiger. Der sichere Umgang mit aktuellen Tools setzt schließlich voraus, Abläufe zu verstehen, Datenflüsse nachzuvollziehen und typische Fehlerquellen zu erkennen.

Manche Kanzleien reagieren darauf, indem sie gezielt digitale Kompetenz aufbauen. Das geschieht über interne Schulungen oder durch die Schaffung neuer Funktionen, zum Beispiel für Prozessverantwortliche oder Digitalbeauftragte. Gleichzeitig verändern sich klassische Arbeitsprofile. Tätigkeiten wie Belegerfassung oder Datenpflege nehmen ab, dafür rücken Organisation, Kommunikation und Analyse stärker in den Fokus.

Besonders wertvoll sind Mitarbeiter, die mitdenken und zugleich bereit sind, neue Arbeitsweisen aktiv mitzugestalten. Die Digitalisierung betrifft nämlich nicht allein die Technik. Sie erfordert ebenso ein Umdenken in der Arbeitsweise und eine Offenheit für neue Abläufe. Nur mit dieser Einstellung nutzen Kanzleien digitale Möglichkeiten effektiv und verankern diese dauerhaft im Kanzleialltag.

Digitale Lösungen im Alltag

In der Praxis bewähren sich primär Lösungen, die punktuell helfen und Arbeitsprozesse durchgängig unterstützen. Das betrifft unter anderem die automatisierte Belegerfassung, bei der Buchungsvorschläge direkt aus hochgeladenen Rechnungen generiert werden. Auch Schnittstellen zu Bankkonten, Kassensystemen oder Zeiterfassungssoftware erleichtern die tägliche Arbeit erheblich.

Immer mehr Kanzleien setzen dazu auf Plattformen, über die sich Belegmanagement, Kommunikation, Auswertungen und interne Organisation bündeln lassen. Komplettsysteme für Kanzleien decken dabei verschiedene Bereiche ab, vom Rechnungswesen über die Lohnabrechnung bis zur digitalen Mandantenkommunikation. Die volle Wirkung zeigt sich erst durch die aktive Integration dieser Lösungen in die täglichen Arbeitsabläufe der Kanzlei.



Fazit

Die Digitalisierung hat die Arbeitsweise in Steuerkanzleien grundlegend verändert. Digitale Prozesse, automatisierte Abläufe und integrierte Systeme sorgen für mehr Effizienz, Transparenz und Flexibilität. Routinetätigkeiten werden reduziert, während die Zusammenarbeit mit Mandanten durch moderne Kommunikationswege schneller und strukturierter abläuft.

Gleichzeitig verschiebt sich der Fokus des Berufsbilds: Steuerberater werden immer stärker zu strategischen Partnern, die auf Basis aktueller Daten beraten und Entscheidungen begleiten. Wer digitale Lösungen gezielt nutzt und sein Team in diesen Wandel einbindet, schafft die Grundlage für eine zukunftsfähige und moderne Kanzlei.

FAQ zum Thema Digitalisierung der Arbeit von Steuerberatern

Wie verändert die Digitalisierung die tägliche Arbeit in Steuerkanzleien?

Digitale Prozesse ermöglichen eine papierlose, effiziente und ortsunabhängige Arbeitsweise. Routinetätigkeiten werden automatisiert, wodurch mehr Zeit für Beratung und Mandantenkommunikation bleibt.

Welche Vorteile haben integrierte Systeme gegenüber einzelnen Tools?

Integrierte Systeme verknüpfen Buchhaltung, Lohnabrechnung und Kommunikation in einer Plattform. Dadurch entfallen doppelte Dateneingaben, Fehlerquellen werden reduziert und die Nachvollziehbarkeit steigt.

Was erwarten Mandanten heute von ihrer Steuerkanzlei?

Mandanten wünschen sich schnelle Reaktionszeiten, transparente Prozesse und einfache digitale Kommunikationswege – etwa über Portale oder Apps statt klassischer E-Mails.

Welche neuen Anforderungen entstehen für Mitarbeiter?

Digitale Kompetenz und technisches Verständnis werden immer wichtiger. Mitarbeiter müssen Datenflüsse nachvollziehen, Tools sicher bedienen und aktiv an der Weiterentwicklung digitaler Prozesse mitwirken.

Welche Rolle spielt der Steuerberater in der digitalen Zukunft?

Steuerberater entwickeln sich vom Zahlensammler zum strategischen Partner. Sie nutzen digitale Auswertungen, um Mandanten bei betriebswirtschaftlichen Entscheidungen zu beraten und langfristige Strategien zu unterstützen.

Über unsere*n Autor*in
Kirsten Weißbacher
Kirsten hat Germanistik in Hamburg studiert und im Anschluss ein Volontariat gemacht. Nach ihrem Start in der Unternehmenskommunikation eines lokalen Herstellers wechselte sie in die freiberufliche Tätigkeit. Seit Februar 2024 ist Kirsten bei Digitale Seiten und schreibt dort Ratgeber zu Handwerksthemen aller Art.